Die Fußgängerzone machen die Grünen zu einem zentralen Anliegen in ihrem Wahlprogramm, das heute Ortsverein-Sprecher Thomas May und Bürgermeisterkandidat Stephan Mrstik vorgestellt haben. Hoffnung setzt May insbesondere auf das neue Landesprogramm. „Entweder es gelingt der große Wurf oder die Fußgängerzone ist nicht mehr zu retten“, so May.
Rund zwei Monate – von der ersten Formulierung in einer der Arbeitsgruppen bis zur Drucklegung – hat der Prozess für die Erstellung des Wahlprogramm gedauert. „Es von Wülfrathern für Wülfrath geschrieben. Es blickt auf das, was wir in den kommenden fünf Jahren angehen und umsetzen wollen“, betont Mrstik. Schwerpunkte skizzierten er und May mit Blick auf den Wahltermin am 13. September.
Im Kulturbereich werde die Idee des „WIR“-Hauses im ehemaligen VHS-Haus unterstützt. Als Grüne wollen man für den geplanten Bürgersaal eine regelmäßig stattfindende Jugendisco dort etablieren. In Sachen Klima strebe man die Klimaneutralität Wülfraths für das Jahr 2035 an.
Den Radverkehr als Alltagsmobilität begreifen und dementsprechend handeln – ein weiteres Ziel. Seit der Einbringung des Radfahrkonzepts 2019 sei daran nicht wirklich gearbeitet worden. „Das muss sich nach der Wahl sofort ändern“, fordert May. Das Rad und das E-Bike seien längst eine echte Ergänzung des ÖPNV. Durch Pedelecs und Co. seien Niederbergs Berge kein Handicap mehr, befindet Mrstik, der aber auch für diese Räder qualitätsvolle Unterbringungsboxen zum Beispiel am Bahnhof Aprath fordert.
Die Grünen erwarten, dass die E-Mobilität weiter zunehmen werde – auch unter den Autos. Daher seien E-Ladestationen im Einkaufsbereich Fliethe, am Parkdeck Angermarkt und am Parkplatz Diek Pflicht.
Verstärkt in den Blick nehmen möchte man die Anbindungen der Zentren wie Bochum, Essen oder Köln für junge Menschen, „weil sie dort studieren zum Beispiel“, so May. Schnelle Wege dorthin seien gut, um die Menschen für den Wohnort zu erhalten, „aber auch wirtschaftlich angesagt“. Dabei müssten es nicht immer teure Lösungen sein. Sammeltaxen zu Bahnhöfen in den Hauptverkehrszeiten könnten beispielsweise eine Alternative sein. „Kleine Schritte können da schon helfen und das macht Wülfrath attraktiv“, so Mrstik.
Beim Wohnraum habe Wülfrath einen Bedarf an 1- und 2-Zimmer-Wohnungen. Darauf müsste beim Bauen geachtet werden „und darauf, dass Senioren- oder Mehrgenerationenwohnen in den Innenstadt verstärkt entwickelt wird. Der Diek könnte da ein Standort sein“, so die Grünen.
Dass es immer schwerer falle, für die kleine Stadtverwaltung qualifiziertes Personal zu gewinnen, sehen die Grünen außerdem. Dem könne man mit einem interkommunalen Mitarbeiterkonzept begegnen. Die Idee: Führungstaugliches Personal, für das in einem großen Rathaus keine Stelle frei ist, werden an das kleinere Wülfrath ausgeliehen und könne sich dort weiter qualifizieren, könnten Praxis sammeln. Wülfrath, die Grünen, würden auf jeden Fall vom Wissenstransfer profitieren. „Und vielleicht bleibt eine Kraft auch weiter in Wülfrath“, so Mrstik. So könne man auch auf eine hohe Fluktuation reagieren.
Leerstand in der Wülfrather Fußgängerzone. Foto: TME
Und dann ist da das Thema Fußgängerzone. Der Leerstand, klagt May, „ist furchtbar“. Zwischen Heumarkt und Wareplatz würden zwölf Lokale leer stehen. „Dazu gibt es 13 Geschäftsbelegungen, wie Nagel- oder Yoga-Studios, die in Sachen Einkaufen keinen Mehrwert bringen. In der Summe ist die Innenstadt für Einkaufende in 25 Lokalen eigentlich tot“, sagt May drastisch.
In dem neuen Programm des Landes (die Stadt mietet Ladenlokale, das Land trägt 90 Prozent der Miete für zwei Jahre) biete da eine echte Chance, „Branchen in die Stadt zu holen, die auch wirklich benötigt werden“. Die Fußgängerzone könne einen echten Neustart erleben, sagt er. Dazu gehöre aber auch, dass die Parteien CDU und WG, fordert May, dann ihre Lokale aufgeben, „die sie nur einmal in der Woche öffnen“. Besser könnten diese unter der guten Förderung auf dem Markt angeboten werden.
Die Wirtschaftsförderung sei nun gefordert, den Antrag auf Förderung beim Land zu stellen „und interessierte Händler anzusprechen und zu gewinnen“. Da müsse die ganze Konzentration drauf gesetzt werden. „Alles andere muss rechts und links liegen bleiben.“ Sei dann alles vermarktet, dürftet die Läden nicht still.-still nach und nach eröffnen, „dass muss mit einem Knalleffekt geschehen. Dazu muss es ein Stadtfest geben und überregionale Werbung, dass auf einen Schlag in Wülfrath zwölf neue Läden aufgemacht haben“, so May. Das, so Mrstik, klinge vielleicht zunächst fantastisch, „ist aber alles eine Frage des Vertriebs. Für Vertriebler ist so ein Auftrag völlig normal“. Er erneuert daher die Forderung nach einer zusätzlichen Stelle in der Wirtschaftsförderung, „einen Projektmanager, der für ein Thema brennt und umsetzt, dann das nächste anfasst und der Stadt Fördermittel einwirbt“.